“Müssen Sie ein Loch in eine teure Fliese bohren? Keine Sorge, wir haben die Lösung!” Das Bohren in Fliesen kann selbst erfahrene Handwerker ins Schwitzen bringen. Die Angst, dass die wertvollen Kacheln springen oder der Bohrer abrutscht, ist groß.
Doch mit dem richtigen Werkzeug, den passenden Hilfsmitteln und einer genauen Anleitung wird das Bohren in Fliesen zur Routinearbeit. In diesem Leitfaden zeigen wir Ihnen Schritt für Schritt, wie Sie ein perfekt kreisrundes, scharfkantiges Loch in Ihre wertvolle Fliese bohren, ohne sie zu beschädigen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Das Wichtigste in Kürze
- 2 Selbst das beste Bohrloch ist eine Fliesenbeschädigung
- 3 Perfekte Fliesenbohrlöcher: Die Liste
- 4 Wie Sie den richtigen Bohrer für verschiedene Fliesenarten auswählen
- 5 Häufige Fehler beim Bohren von Fliesen und wie man sie vermeidet
- 6 Was tun, wenn die Fliese springt?
- 7 So verschwindet der Dübel wirklich im Loch
- 8 Ein Tipp vom Juristen
- 9 Fazit
Das Wichtigste in Kürze
- Die Wahl des passenden Bohrers und eine sorgfältige Vorbereitung sind essenziell, um Fliesen präzise und ohne Beschädigungen zu bohren.
- In einigen Fällen können Montagebänder oder das Bohren in Fugen eine praktische Alternative darstellen, um Schäden an Fliesen zu vermeiden.
- Wenn eine Fliese beim Bohren beschädigt wird, gibt es effektive Methoden zur Reparatur, sodass ein vollständiger Austausch oft nicht nötig ist.
Selbst das beste Bohrloch ist eine Fliesenbeschädigung
Eins vorweg: Das Loch in der Fliese ist immer eine Notlösung. Sie können das Bohrloch so handwerklich perfekt wie möglich setzen – die Fliese ist und bleibt beschädigt. Wenn Sie Ihre Installation eines Tages nicht mehr benötigen, müssen Sie das Loch so dezent es geht füllen oder die Fliese austauschen. Alternativ zum Fliesenbohren stehen Ihnen zwei Auswege offen: Das Bohren in der Fliesenfuge und die Verwendung von Montageband.
Alternativen zum Fliesenbohrloch: Bohren in der Fuge, Montageband und Adaptersysteme
Kleinere Objekte wie Toilettenpapierhalter lassen sich meist unter Nutzung von Fugenbohrlöchern anbringen. Wählen Sie einen Steinbohrer aus, dessen Durchmesser kleiner als der Kantenabstand der Fliesen ist – sonst beschädigen Sie die Ränder der Keramik. Kleinere Objekte lassen sich auch gut mit Montageband fixieren. Voraussetzung ist ein ebener und sauberer Untergrund. Der große Badezimmerspiegel dagegen wird kaum unter Nutzung von Fugenbohrlöchern zu montieren sein. Eine Klebebandlösung mit Adaptersystem soll bis zu 20 Kilogramm Gewicht aufnehmen können – aber nicht alle Heimhandwerker haben die Nerven dafür.
Perfekte Fliesenbohrlöcher: Die Liste
Fakt ist und bleibt: Eine dauerhafte, belastbare und vertrauenswürdige Montagelösung wird nur durch Bohrlöcher plus Dübel und Schrauben geschaffen. Wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen, müssen Sie also für größere Objekte Löcher in Ihre Fliesen bohren. Zu diesem Zweck sollten Sie sich eine Anzahl von Werkzeugen und Hilfsmitteln bereit legen:
- Leitungsdetektor
- Stift
- Anreißnadel oder Nagel
- Hammer
- Wasserwaage
- Malerkrepp
- Schlagbohrmaschine
- Bohrer für die Wand und die verschiedenen Fliesenarten (Stein-, Fliesen-, Glas-, Diamantbohrer)
- ein Behälter mit Wasser
- Staubsauger
Die richtige Vorbereitung
Wenn Sie Löcher in Mauerwerk oder Holz bohren, braucht es außer der exakten Markierung und dem geeigneten Bohrer wenig Vorbereitung. Anders beim Fliesenbohren: Hier hängt der Arbeitserfolg von der “Baustellenplanung” ab. Legen Sie mit einem Leitungsdetektor die Installationszonen fest (also jene Wandareale, die leitungsfrei sind). Zeichnen Sie hier Ihre Bohrstellen an. Die Wasserwaage hilft Ihnen, mehrere Bohrlöcher auf der waagerechten Linie zu markieren. Im nächsten Arbeitsschritt müssen Sie Ihrem Bohrer eine Führung schaffen.
Warum werden Fliesen so gerne in Feuchträumen oder auf Böden verwendet? – Weil sie eine porenfreie, glatte, abwaschbare Oberfläche bilden. Dieser Hygiene-Vorteil wird beim Bohren zum Nachteil: Der Bohrer findet keinen Halt und rutscht ab. Eine geeignete Gegenmaßnahme ist das Vorkörnen. Mit Hammer und Nagel/Anreißer schlagen Sie ein kleines Führungsloch für den Bohrer in die Fliese. Aber Vorsicht: Wenn Sie die Kraft nicht fein dosieren, springt das Material. Üben Sie deshalb das Vorkörnen an einer ausrangierten Fliese.
Malerkrepp schafft Halt
Ungeduldige Menschen und solche, die ihre Kraft nicht zügeln können, sollten auf das Vorkörnen verzichten. Alternativ helfen zwei Lagen Kreppband. Kleben Sie das Malerband übereinander auf die Bohrlinie und markieren Sie die Ansetzstellen des Bohrers auf dem Band. Die Oberfläche des Krepps vermittelt Ihrem Bohrer ein abrutschsicheres Ansetzen. Wenn alles markiert und vorbereitet ist, kann gebohrt werden. Achten Sie darauf, dass sich ein wassergefüllter Behälter in der Nähe befindet. Eventuell müssen Sie den Bohrer darin kühlen.
Auf den richtigen Bohrer kommt es an
Apropos Bohrer. Bevor Sie Ihre Bohrmaschine in Anschlag bringen, müssen Sie den geeigneten Bohrer auswählen. Ein herkömmlicher Steinbohrer nimmt es mit Wänden, aber nicht mit Fliesen auf. Entscheidend bei der Auswahl ist die Ritzhärte der Fliesen. Badezimmerfliesen besitzen eine Ritzhärte von 1 bis 2; Bodenfliesen für den Wohnbereich liegen zwischen 3 und 5. Dabei gilt: Je höher der Wert, desto härter die Fliese. Bis Ritzhärte 3 können Sie einen Glas- oder Fliesenbohrer in Ihre Bohrmaschine einspannen. Den hohen Härtegraden 4 und 5 kommt nur ein Diamantbohrer bei.
Wer nicht kühlt, muss zahlen
Ganz gleich, ob Sie in weichen oder harten Fliesen bohren: Der Wasserbehälter gehört an Ihren Arbeitsplatz. Je härter die Fliese ist, desto höher sind die Temperaturen, die während des Bohrens am Bohrer entstehen. Setzen Sie in regelmäßigen Abständen ab und kühlen Sie das Werkzeug im Wasser. Wenn Sie den Bohrer blau anlaufen und ausglühen lassen, ist er nicht mehr zu gebrauchen – bei Spezialbohrern kein geringer Wertverlust.
Feinsteinzeug stellt das härteste Fliesenmaterial dar: Hier muss eine Bohrmaschine mit Kühlsystem und durchgehärtetem Diamantbohrer zum Einsatz kommen. Für umfangreiche Bohrarbeiten in Feinsteinzeugfliesen lohnt sich die Anschaffung einer Diamantfräse, die auch ungekühlt Ihren Dienst versieht.
Die Bohrgeschwindigkeit: Immer schön langsam
Stellen Sie an Ihrer Schlagbohrmaschine eine niedrige Drehzahl ein. Als Faustregel gilt: Je härter die Fliese, desto langsamer die Drehung. Bei Härtegraden ab 4 sollten 300 Umdrehungen nicht überschritten werden. Stellen Sie die Schlagbohrfunktion aus – ansonsten würden Sie die Fliese zertrümmern. Bohren Sie mit geringem Vorschub und denken Sie an das Wassergefäß. Während des Bohrens kann ein Helfer den Bohrstaub mit dem Staubsauger auffangen.
Wenn Sie die Fliese durchbohrt haben, ziehen Sie den Bohrer vorsichtig aus dem Bohrloch heraus. Für den Weg durch die Wand benötigen Sie einen Steinbohrer. Warten Sie einen Augenblick, bevor Sie den Bohrer wechseln, damit Sie sich nicht die Finger verbrennen. Bevor Sie weiterbohren, schalten Sie die Schlagbohrfunktion ein. Treiben Sie das Wandloch auf Dübeltiefe voran.
Wie Sie den richtigen Bohrer für verschiedene Fliesenarten auswählen
Wenn es darum geht, Fliesen zu bohren, ist die Wahl des richtigen Bohrers entscheidend, um Schäden zu vermeiden. Es gibt verschiedene Fliesenarten, jede mit unterschiedlichen Härtegraden und Festigkeit. Das bedeutet, dass ein Bohrer, der gut für Keramikfliesen geeignet ist, möglicherweise nicht für Porzellan- oder Glasfliesen geeignet ist. Hier ist eine Anleitung zur Auswahl des richtigen Bohrers je nach Fliesenart:
- Keramikfliesen: Keramikfliesen sind im Vergleich zu anderen Fliesenarten relativ weich. Ein Hartmetallbohrer (Wolframcarbid) ist ideal für dieses Material, da er die notwendige Präzision und Haltbarkeit bietet, um die Fliese ohne Beschädigung zu durchbohren.
- Porzellanfliesen: Diese Fliesen sind härter und dichter als Keramikfliesen, daher ist ein Diamantbohrer erforderlich. Diamantbohrer sind zwar teurer, aber ihre Fähigkeit, ohne Absplittern oder Brechen der Fliese zu bohren, ist von unschätzbarem Wert.
- Glasfliesen: Glasfliesen sind äußerst empfindlich und erfordern eine vorsichtigere Herangehensweise. Ein Speerbohrer oder ein Diamantbohrer ist die beste Wahl, um Glas zu bohren, ohne das Risiko von Absplitterungen einzugehen.
Häufige Fehler beim Bohren von Fliesen und wie man sie vermeidet
Das Bohren von Fliesen mag einfach erscheinen, aber es ist leicht, Fehler zu machen, die sowohl die Fliesen als auch die darunterliegende Wand beschädigen können. Hier sind einige der häufigsten Fehler und wie Sie sie vermeiden können:
- Zu viel Druck ausüben: Einer der häufigsten Fehler ist es, beim Bohren zu viel Druck auszuüben. Dies kann dazu führen, dass die Fliese reißt oder bricht. Es ist besser, den Bohrer die Arbeit machen zu lassen und nur mäßigen Druck auszuüben.
- Die falsche Geschwindigkeit verwenden: Wenn Sie zu schnell bohren, kann der Bohrer überhitzen und die Fliese beschädigen. Verwenden Sie eine niedrige und gleichmäßige Geschwindigkeit, um den Bohrer kühl zu halten und Schäden zu vermeiden.
- Kein Klebeband verwenden: Bohrer können leicht auf der glatten Oberfläche der Fliesen abrutschen. Bringen Sie ein Stück Klebeband auf der zu bohrenden Stelle an, um ein Abrutschen des Bohrers zu verhindern.
- Den Bohrpunkt nicht korrekt markieren: Stellen Sie sicher, dass Sie den Punkt, an dem Sie bohren möchten, genau messen und markieren, bevor Sie beginnen. Dies hilft, Ausrichtungsfehler zu vermeiden, die das Endergebnis beeinträchtigen könnten.
Was tun, wenn die Fliese springt?
Wenn Sie diese Anleitung befolgt und das richtige Werkzeug eingesetzt haben, ist ein profimäßiges Loch mit durchgängig scharfen Rändern in der Fliese entstanden. Selbstverständlich können einem handwerklichen Laien, der nur alle paar Jahre Löcher in Fliesen bohrt, dennoch Fehler unterlaufen. Was tun, wenn in der Fliese ein Sprung oder eine Abplatzung entstanden ist? Auch für Reparaturfälle gibt es Profitipps. Der Fachhandel hält Präparate für den Fall der Fälle bereit.
Für die Fliesenreparatur sind Zweikomponenten-Kleber auf Epoxidharzbasis entwickelt worden. Die beschädigte Fliese wird gereinigt und mit Malerkrepp abgegrenzt. Den Kleber bringen Sie mit einer Auspresspistole in die beschädigten Stellen ein. Nachmodelliert wird mit einem Kunststoffspachtel. Nach dem Austrocknen schleifen Sie das Füllmaterial vorsichtig mit feinem Schleifpapier. Im letzten Arbeitsschritt wird die beschädigte Fliese mit einem Fliesenlack überstrichen.
Wie man falsch gebohrte Fliesen repariert
Manchmal können Fliesen trotz aller Bemühungen beim Bohren reißen oder brechen. Glücklicherweise gibt es Methoden, um beschädigte Fliesen zu reparieren oder zu ersetzen, ohne die gesamte Oberfläche austauschen zu müssen. Hier ist eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, um diese Probleme zu lösen:
- Schaden bewerten: Wenn die Fliese nur einen kleinen Riss hat, können Sie in Erwägung ziehen, diesen mit einem speziellen Füllmaterial für Fliesen zu reparieren. Ist die Fliese jedoch stark beschädigt, muss sie ersetzt werden.
- Beschädigte Fliese entfernen: Verwenden Sie einen Spachtel oder einen feinen Meißel, um die beschädigte Fliese zu lockern. Arbeiten Sie vorsichtig um die Ränder, um benachbarte Fliesen nicht zu beschädigen. Sobald die Fliese gelöst ist, entfernen Sie sie vorsichtig.
- Oberfläche vorbereiten: Reinigen Sie die darunterliegende Oberfläche, um Reste von Klebstoff oder Staub zu entfernen. Stellen Sie sicher, dass die Oberfläche eben ist und bereit für die Aufnahme einer neuen Fliese.
- Neue Fliese anbringen: Tragen Sie Fliesenkleber auf die Rückseite der neuen Fliese auf und setzen Sie sie an ihren Platz. Achten Sie darauf, dass sie gut mit den umliegenden Fliesen ausgerichtet ist.
- Fugen versiegeln: Sobald der Kleber getrocknet ist, versiegeln Sie die Fugen um die neue Fliese, um sicherzustellen, dass sie gut gegen Feuchtigkeit geschützt ist.
So verschwindet der Dübel wirklich im Loch
Jetzt ist nur noch eine Hürde zu überwinden: Das Einsetzen des Dübels. Unkontrollierte Hammerschläge können auf der Zielgeraden das Arbeitsergebnis zunichte machen. Wählen Sie einen Dübel kleinen Kalibers und einen kleinen Hammer. Für die letzten Millimeter drehen Sie die Spitze einer Schraube in den Dübel und klopfen leicht nach. Allein der Dübelkragen ragt noch aus dem Bohrloch heraus. Er lässt sich gut mit einem scharfen Cuttermesser entfernen.
Ein Tipp vom Juristen
In Fliesen zu bohren hat neben der handwerklichen auch eine juristische Seite. Bohren Sie als Mieter niemals ohne vorherige Absprache in Fliesen. Sollte Ihnen der Vermieter die “Lizenz zum Bohren” geben, bestehen Sie auf jeden Fall darauf, die Regelung schriftlich im Mietvertrag zu fixieren. Schließlich wollen Sie nach Ihrem Auszug die hinterlegte Mietkaution wiederbekommen.
Fazit
Nachdem Sie nun die besten Techniken kennen, um Fliesen sicher und effektiv zu bohren, sind Sie bestens gerüstet, Ihr nächstes Projekt erfolgreich abzuschließen. Denken Sie daran, dass die richtige Vorbereitung und das passende Werkzeug der Schlüssel zum Erfolg sind.
Falls Sie noch auf der Suche nach hochwertigem Werkzeug oder weiteren Tipps für Ihre Heimwerkerprojekte sind, besuchen Sie unsere Online-Shop: Rosentaler Schrauben. Dort finden Sie alles, was Sie benötigen, um Ihre Projekte professionell umzusetzen. Starten Sie noch heute und machen Sie Ihr Zuhause zu einem Meisterwerk!